Texte

Text der Galerieseite in der N.Ö.Kulturzeitschrift „morgen“ 3/17 von Heidrun Schlögl

Uralte Grundmuster der Evolution und mythologische Rituale, die sich in philosophischen Zahlensystemen wie der Kabbala als Spiegel des Kosmos, aber auch in tradierten Symbolen manifestieren, bilden das Fundament der künstlerischen Arbeit von Monika Triska-Schaudy und sind gleichzeitig ihr Anliegen.

Die Malerin orientiert sich an den ewig währenden Ordnungs- und Bezugssystemen und sucht in ihrem Werk nach dem Moment, wo sich die fortlaufende Menschheitsgeschichte mit dem Ursprung des Seins vereint. In ihren Bildern strebt sie danach, in unzähligen Überlagerungen und durch Spuren abermaligen Schabens und Kratzens die uns alle bestimmenden und fortwirkenden Kräfte wie Energien sichtbar zu machen. Nicht mit Skizzen nähert sich die Künstlerin ihrem Ziel, sondern mit Collagen aus Zeitungsausschnitten, Zitaten, Comics, Fotografien und Einladungskarten.

Um der Quintessenz möglichst nahe zu kommen, lässt sich Monika Triska-Schaudy von eigens dazu ausgewählter Underground- und Popmusik begleiten, die sie an die gesuchten Kreuzungspunkte bringt. Monika Triska-Schaudy schafft Darstellungen, die das Unbewusste und Kognitve gleichermaßen beschäftigen und den Betrachter zur Apperzeption drängen. Es sind Artefakte von dichter Textur, die ganze Galaxien dreidimensional zum Vorschein bringen.

Die Arbeit der Künstlerin ist in der erlesenen Galerie Menotti in der Rainer-Villa – einem Frühwerk von Otto Wagner – in Baden zu sehen.
Infos unter Tel. 02252/842 42, www.menotti.at

 Heidrun Schlögl

Text von Tina Kosak zur Ausstellung „I’ve never seen this side of the moon before“ in der Galerie Menotti vom 2.10 – 6.11.1999

Galerie Menotti
A-2500 Baden, Rainerweg 1
Fax+Tel:+43/2252/84242

Zur Ausstellung (2.10 – 6.11.1999)

Monika Triska.Schaudy:

„I’ve never seen this side of the moon before“

Arbeiten auf Papier aus den Jahren 1997-1999

Monika Triska-Schaudy arbeitet ganzheitlich, Naturwissenschaft, Künstlerische Photographie und Zeichnung sind die Basis ihres Schaffens.

Der Zyklus „I’ve never seen this side of the moon before“ drückt in erster Linie ihr künstlerisches Anliegen aus, das Dunkle sichtbar zu machen, den Kräften und Energien, die uns bestimmen, nachzuspüren, und Grundlagen zu suchen.

Die Zeichnungen entstehen durch wochenlanges meditatives Arbeiten an einem Bild.

Vorgegeben ist ein Rahmen, den die Idee bestimmt. Ausführung, Technik, Material, Form können daraus organisch wachsen. Der künstlerische Vorgang ist eine Verdichtung. Durch ständige Überlagerung vieler Schichten, die manchmal wieder abgetragen werden, legt Monika Triska-Schaudy grundlegende Formen, das Gewebe, die zugrundeliegende „texture“, das Gefüge frei.

Diese „texture“ hat für MonikaTriska-Schaudy Symbolcharakter, gleich der Struktur im Strukturalismus, die dem Realen und dem Imaginären zugrunde liegt. Die einzelnen Bereiche, aus denen die Künstlerin schöpft –  Archetypen, Psychologie, Mythologie, Photographie, Dichtung, Musik, Naturwissenschaften, sind somit „Träger“ dieser grundlegenden „texture“.

Die Serie „The Left Hand Path“ besteht aus 13 Zeichnugen, von denen jede ein Einergieprinzip darstellt. In einer Spirale, von rechts ausgehend, bilden sie eine Einheit. Monika Triska-Schaudy läßt sich dabei gleichermaßen von Popkultur (U-Musik) und alten Mythen inspirieren.

Aus der Serie „The Left Hand Path“ haben sich konsequenterweise die Arbeiten zu den „Vier Elementen“ entwickelt, in denen je zwei Elemente in einem Bild vereingt werden. So entstehen gegensätzliche Bilder. Während sie sich auf das eine konzentriert, ist auch das andere gegenwärtig. So vermag sie Konzentrationspunkte alles psychischen Spannweiten auszudrücken.

Letztendlich ist Monika Triska-Schaudy als Künstlerin zu den  großen Fragen der Naturwissenschaftlerin zurückgekehrt: immer gleich stark fasziniert vom lebendigen Aufbau des Universums, von den Kräften und Energien, beschäftigt sie heute auf komplexere, intuitivere Weise die Sprache der Bilder und Symbole. Weit entfernt von jedem psychedelischen Delirium, nimmt Monika Triska-Schaudy mit der ihr eigenen Intensität und Aufrichtigkeit eine absolut solitäre Position im heutigen Kunstgeschehen ein: Zeichnungen als Existenzräume.

Tina Kosak

Baden, im September 1999

 

Auszug aus der Eröffnungsrede der Ausstellung „Jenseits der Worte“ im Kunstverein Baden am 29.1.1999

Monika Triska-Schaudy studierte an der Universität Wien Chemie und wählte vorerst eine naturwissenschaftlich orientierte Berufslaufbahn. Ihre künstlerische Prägung erhielt sie als außerordentliche Hörerin bei Prof. Oswald Oberhuber und an der Schule für Künstlerische Photographie bei Friedl Kubelka, Franz West und Hermann Nitsch.

Wasserfall
ungeborener Gedanken

Das Namenlose
verborgen
In silbernen Schleiern
jenseits der Worte

Wolkenkühle
vor der
Morgenröte

Durch die Schichten
der Zeit springt
die Wahrheit
rinnen die Worte

tropft das Schweigen.

„Durch die Schichten der Zeit springt die Wahrheit“ schreibt Triska-Schaudy, ein Satz, der poetisch auch ihr bildnerisches Anliegen zum Ausdruck bringt. Schicht um Schicht bauen sich Triska-Schaudys abstrakte Formen auf dem Zeichenkarton auf. Wieder und wieder schabt und kratzt die Künstlerin an der Oberfläche, um auszulöschen oder aufzuwühlen, was an Arbeit Stunden, manchmal Tage und Wochen vorher geschehen war. Im Zeichenfluß hinterlassen Kreiden, Blei-, Farb- und Silberstifte ihre Spuren in der zur Masse gewordenen Zeichenstruktur. Viel Gedankliches, aber auch Emotionen finden Niederschlag in den gestischen Meditationen der Monika Triska-Schaudy. Inhaltlich kreisen diese Meditationen um materielle und philosophische Aspekte der Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Dabei interessiert sie weniger das Gegensätzliche, denn die Durchdringung scheinbar völlig konträrer Elementenpaare wie Erde-Luft, Wasser-Feuer, Feuer-Luft und so fort. In der subjektiven Ausdeutung dieses in der Antike wurzelnden Denkmodells finden sich Feuerschein der zu Eis kristallisiert, Erde, die sich als Wolke verflüchtigt oder sich in der Paarung mit Wasser aufbäumt, zu einem neuartigen Kosmos zusammen. Jenseits der Polarität ortet Triska-Schaudy Ganzheit, Ergänzung, Sein.

Begleitet wird ihre zeichnerische Arbeit durch literarische. Einmal entstehen Texte aus Arbeitsprotokollen – Gedanken, die während des Zeichenprozesses nicht nur bildlich, sondern auch verbal festgehalten werden, ein andermal führt das Geschriebene zu Weiterentwicklungen im Bild – jenseits der Worte.

 

Maria Christine Holter