Zahlenbilder
Über meine Arbeiten zum Zahlensystem der Kabbala
Grundmuster der Evolution
Nicht nur die Naturwissenschaften greifen zu der abstrakten universellen Sprache der Mathematik.
Die Zuordnung aller Kräfte und Vorgänge im Kosmos zu Zahlensystemen und Symbolen hat eine lange Tradition. Zahlenreihen gelten noch immer als Spiegel des Kosmos. Sie ermöglichen einen Blick auf grundlegende Strukturen. So entspricht jeder Zahl eine Energieschwingung, die sich in Tönen, Farben und Formen ausdrückt.
Für meine Arbeiten zu den Zahlen habe ich als Inspirationsquelle eine erweiterte Form der Kabbala gewählt. Die Kabbala ist ein numerolgisches philosophisches Ordnungssystem zur Erklärung der einzelnen Lebensbereiche und deren Verbindungen.Sie bietet mir ein Bezugssystem, das meine Phantasie und meine Kreativität in Fluß bringt, den Bildern für mich Leben und Tiefe verleiht. Griechen und Hebräer setzten Zahlen und Buchstaben gleich. In der Zahlensymbolik der hebräischen Kabbala entfaltet sich der Kosmos aus den Buchstaben des Alphabets.
Jedes Bild der Zahlenfolge nimmt auf die anderen Bezug, baut darauf auf und weist auf ein Neues. Die Verbindung der einzelnen Zahlen kommt aus dem Wachstumsprozess, in dem wir und unser Denken entstanden sind. Das Denken, mit dem wir die Welt betrachten, und die Muster, nach denen wir ihre Vielfalt einordnen. Diese Verankerung des menschlichen Geistes in der Natur ist mir wichtig. Aus der Komplexität und Vernetzung des Lebendigen folgt die Komplexität meiner Arbeiten.
Ein Grundmuster meines künstlerischen Sehens und Schaffens ist die abstrakten Begriffe in ihrer Vielfalt wahrzunehmen, sie aus dem bekannten Kontext herauszulösen und dann andere Zusammenhänge aufzuzeigen, die in den Schattenbereich des Unterbewußten abgedrängt wurden. Wie Levi-Strauss sagt: „Die Mythen sind die Erzählungen eines strukturalistischen Unbewußten, das in jedem Menschen ruht“ *
Diese meine Art die Welt zu betrachten findet eine Entsprechung in einigen Theorien der neuen Physik.
Nach Finkelsteins Theorie ist die Grundeinheit des Universums ein Prozeß. Alle Vorgänge sind auf bestimmte Art miteinander verknüpft und bilden Gewebe. Diese Gewebe verbinden sich zu noch größeren Geweben. Die fundamentalen Vorgänge in Finkelsteins Theorie existieren nicht in Raum und Zeit. Für ihn sind Raum, Zeit, Masse und Energie sekundäre Eigenschaften, die sich von den fundamentalen Vorgängen des Universums ableiten. **
Diese kühne Theorie stellt einen endgültigen Abschied von der konventionellen Physik und dem konventionellen Denken dar.
Und bei Stapp ist alles was scheinbar für sich selbst existiert, eine ununterbrochene Ganzheit, die sich uns als Gewebe aus Strukturen und Mustern von Zusammenhängen darbietet. ***
So könnten meine Bilder die Wechselbeziehung, die gemeinsamen Grundlagen von Mythos und Wissenschaft zeigen. Aus meiner Sicht ist es die Betrachtung des Gleichen mit verschiedenen Methoden. Wenn man in eine größere Tiefe vorstößt sind die Resultate verblüffend ähnlich.
Die Bilder aber stehen für sich selbst. Sie brauchen im Grunde keine Erklärung.
*P.Smith: Stellung des Mythos/ in Levi-Strauss/ J.P. Vernant et al(Hrsg.) 1984, Mythos ohne Illusion. Frankfurt/M
**D. Finkelstein : Beneath Time: Explorations in Quantum Topology. Unveröffentlicher Aufsatz
*** Stapp, H. : Theorie of Reality. In Foundations of Physics, Nr. 7, 1977